Der Magistrat der Landeshauptstadt hat in seiner Sitzung am 25. November Mittel in Höhe von rund sechs Millionen Euro für die Instandsetzung mehrerer historischer Bachkanäle freigegeben. Die Arbeiten seien dringend erforderlich, um die Sicherheit zu gewährleisten, weitere Bauschäden zu verhindern und die Ableitung von Bach und Regenwasser, insbesondere bei Starkregen, sicherzustellen, teilte die Stadt mit.
Befund und unmittelbare Maßnahmen
Untersuchungen mit selbstfahrenden Robotern haben an den in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichteten Kanälen deutliche Schäden aufgezeigt. Festgestellt wurden Rissbildungen, beschädigte Anschlüsse, Ausbrüche, Fehlstellen und freiliegende Bewehrung. Vertiefende Erkundungen von Untergrund, Bausubstanz und Statik ergaben, dass derzeit keine akute Einsturzgefahr bestehe, Hohlräume und Hinterspülungen jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden können.
Die Stadtverwaltung ordnete daher an, einen Wegabschnitt zwischen Wilhelmstraße und der Parkfläche am Warmen Damm vorsorglich nur noch für Fußgänger und Radfahrer freizugeben. Entsprechende Sperrmaßnahmen seien eingerichtet worden. Teile der Schäden müssten unmittelbar behoben werden, für andere sei eine mittelfristige Sanierung ausreichend.
Geplante Bauabschnitte und Kosten
Als erster Bauabschnitt ist eine etwa 200 Meter lange Strecke des Rambachkanals vom Kurpark bis zur Wilhelmstraße auf der Rückseite des Staatstheaters vorgesehen. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 950 000 Euro. Parallel dazu soll ein rund 1 600 Meter langer Abschnitt des Salzbachkanals im Bereich Wilhelmstraße und Friedrich Ebert Allee bis zum Bahnhofsplatz saniert werden. Für diesen Abschnitt werden Kosten von etwa 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Beide Maßnahmen sind für das Jahr 2026 geplant und sollen gemeinsam durchgeführt werden.
Ein weiterer sanierungsbedürftiger Kanalabschnitt unter dem Warmen Damm, parallel zur Wilhelmstraße auf Höhe der Häuser Nummer 30 bis 38, umfasst rund 100 Meter und besteht aus einer Doppelröhre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Aufgrund komplexer Randbedingungen ist die Planung hierfür noch nicht abgeschlossen. Erste Kostenschätzungen liegen bei etwa 4,5 Millionen Euro. Insgesamt sollen die Arbeiten bis 2029 dauern.
Historischer Kontext
Die städtischen Bachkanäle stammen aus einer Zeit, als offene Bäche noch zur Ableitung von Abwasser genutzt wurden. Mit dem schnellen Bevölkerungswachstum gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Belastung und es kam zu Gesundheitsgefahren wie Cholera. In der zeitgenössischen Presse wurde der Salzbach als cloaca maxima bezeichnet. Auf Anordnung der Behörden in Berlin wurde 1902 mit der Kanalisierung des Salzbaches begonnen.
Wiesbaden wird heute von insgesamt 240 Kilometern Bächen durchzogen, davon verlaufen rund 13 Kilometer unterirdisch in Betonrohren oder Gewölben. Viele dieser Anlagen sind mehr als hundert Jahre alt. Für Fachleute sei es erstaunlich, dass die historischen Kanäle trotz großer Wassermengen und der Belastungen durch zwei Weltkriege so lange standgehalten hätten, heißt es von der Stadt.
Die Stadt betont, dass die nun beschlossenen Mittel den Beginn der notwendigen Arbeiten ermöglichen sollen, um die Infrastruktur für kommende Jahrzehnte zu sichern.
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